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Rückschau: Bioökonomie in Niedersachsen und Schleswig-Holstein

Agroforstwirtschaft

Am Donnerstag, den 15. April 2021 begrüßte Dr. Wolfgang Bonn, EEK.SH, und Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer, 3N, rund 200 Teilnehmer*innen zum zweiten Teil dieser Veranstaltungsreihe. Agroforst-Systeme sind Mischkultursysteme in denen Gehölzpflanzen mit Ackerkulturen oder Grünland kombiniert werden. Die Integration von Bäumen und Sträuchern in die landwirtschaftliche Produktion ist eine alte und weltweit verbreitete Kulturtechnik. Derzeit gewinnen solche nachhaltigen Anbausysteme in der landwirtschaftlichen Praxis zunehmend an Bedeutung.

Am 13.01.2021 verabschiedete der Deutsche Bundestag den Entschließungsantrag “Produktivität, Resilienz und Biodiversität steigern – Agroforstwirtschaft fördern”. Darin wird die Bundesregierung u.a. aufgefordert, Leistungen von Agroforstsystemen zu honorieren und diese als förderfähige Landnutzungssysteme in die aktuelle Förderkulisse der 1. Säule der GAP als Greening-Maßnahme aufzunehmen.

Am 01.03.2021 hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) seinen Vorschlag für die Umsetzung der EU-Agrarreform vorgestellt. Eine der sechs Öko-Regelungen darin ist der „Erhalt von Agroforstsystemen auf Ackerland oder Dauergrünland“. In der zweiten Säule sollen insbesondere die höherwertigen, mehrjährigen Agrarumweltmaßnahmen gefördert werden, darunter dann auch voraussichtlich die Anlage agroforstlicher Pflanzungen.

Staatssekretär Prof. Dr. Ludwig Theuvsen, Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, erwähnte seine Forschung zu Agroforstsystemen u. a. an der Universität Göttingen und im Rahmen des SIGNAL-Projektes. Dazu betonte er in seinem Grußwort die Relevanz solcher Veranstaltungsformate, die als Plattformen für die Vernetzung potentieller Partner dienen. Die Bioökonomie verbindet Technologie, Ökonomie und Ökologie, in dem sie biologische Vorgänge und Ressourcen einsetzt, weiterentwickelt und deren Nutzung effizienter und nahhaltiger gestaltet. Bioökonomie steht im Fokus nationaler und europäischer Politik mit entsprechenden Strategien, die die Ziele einer biobasierten Wirtschaft verfolgen.

Staatssekretärin Dr. Dorit Kuhnt vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein, verwies auf die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins und sein weitverzweigtes Knicknetz, welches mehr als 50.000 Kilometern Länge umfasst und zur landwirtschaftlichen Nutzung und Schutz der landwirtschaftlichen Flächen angelegt worden ist. In der Biodiversitätsstrategie Schleswig-Holstein, soll die Erhaltung der Artenvielfalt durch Knicks eine wesentliche Rolle spielen, damit Arten und Strukturen im Land dauerhaft erhalten bleiben und neue Strukturen für den Umwelt- und Klimaschutz und die landwirtschaftliche Nutzung geschaffen werden. In der Landwirtschaft wird eine größere Diversifizierung benötigt und die Agroforstwirtschaft kann ein Eckpfeiler dafür sein.

Im ersten Teil der Veranstaltung stellte Dr. Marcus Schmidt von der Georg-August-Universität, Göttingen dar, wie Agroforst die Bodenfunktionen verbessert. Dabei stellte er die Ergebnisse aus dem BonaRes-SIGNAL-Projekt vor: Alley-crooping Agroforst hat u.a. das Potenzial zur Nährstoffnutzung, fördert mikrobielle Prozesse und ist profitabel.

Dr. Eiko Thiessen von der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel stellte das Projekt „Holzmasseprognose bei Knicks und Straßenbegleitgehölzen“ vor und veranschaulichte dabei den Aufwand und Besonderheiten einzelner Erfassungsmethoden u.a. am Beispiel einer Volumenschätzung mittels Drohneneinsatz und einer Prognose über eine Geodatenanalyse.

Sophie Drexler vom Thünen-Institut für Agrarklimaschutz, Braunschweig, stellte erste Ergebnisse aus dem Projekt „CarboHedge“ vor und referierte über die positive Wirkung der Hecken auf den Klimaschutz. Hecken führen zudem zu mehr Humus und Biomasse. Ihre Etablierung kann eine Kohlenstoffsenke sein und damit zum Klimaschutz beitragen. Eine Zusammenfassung von neun Studien zu dem Thema zeigt, dass 32 % mehr Bodenkohlenstoff durch Hecken gebunden wird, als unter einer Ackernutzung.

Auch immer mehr innovative Landwirte sind von den Vorteilen agroforstliche Kulturen überzeugt. So stellten im zweiten Teil der Veranstaltung die Landwirte Michael Weitz (Lignovis GmbH), Felix Riecken (Rieckens Eichhof), Wilken von Behr (Gut Rixdorf), Jochen Hartmann (Hof Hartmann), Rennig Söffker (RENNIGs HOFF) neue Möglichkeiten und ihre Erfahrungen zu Agroforstsystemen vor, die einen streifenförmigen Anbau schnellwachsender Gehölze und Ackerflächen vorsehen und diskutierten über ihre wirtschaftlichen Erträge. Damit wurde praxisnah der Frage nachgegangen, wie diese Form der Landnutzung erfolgreich in bestehende landwirtschaftliche Anbaukonzepte integriert werden kann.

Hier kommen Sie zu den Videoaufzeichnungen der einzelnen Vorträge.

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