News

Rückschau: Bioökonomie in Niedersachsen und Schleswig-Holstein - Bioraffinerie

Am Donnerstag, den 11. November 2021 begrüßten Dr. Wolfgang Bonn, EEK.SH und Dr. Frank Köster, 3N e.V. rund 130 Teilnehmer*innen zur dritten Veranstaltung dieser Reihe. Dr. Bonn betonte in seiner Begrüßung: „Bioraffinerie ist kein neues Konzept, viele traditionelle Verfahren für die Umwandlung von Biomasse finden seit Langem Anwendung, beispielsweise in der Zucker-, Stärke oder Zellstoffindustrie. Für die Wende zur Bioökonomie werden nachhaltigere und komplexere Raffinerien benötigt bei dem die Herstellung biobasierter Produkte und Erneuerbare Energien integriert werden.“ Mit der Veranstaltungsreihe „Bioökonomie in Niedersachsen und Schleswig-Holstein“ möchten, das Kompetenzzentrum Erneuerbare Energien und Klimaschutz Schleswig-Holstein gemeinsam mit 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V., die Themen der Bioökonomie in Schleswig-Holstein und Niedersachsen stärker sichtbar machen und Akteur*innen in diesem Feld eine Plattform bieten, um sich mit Akteuren aus Wissenschaft und Wirtschaft zu vernetzen und einen Wissensaustausch zu fördern. Herr Köster, 3N Kompetenzzentrum, zuständig für den Bereich Bioökonomie, Bioraffinerie, Kraftstoffe, Projektentwicklung betonte die gemeinsame Zielsetzung mit dieser Veranstaltung das Thema Bioraffinerie und weitere Unterthemen u. a. Werkstoffe, Biokunststoffe, grüne Chemie, sowie weitere Themen wie zirkuläre Wirtschaft in den Vordergrund zu rücken. Damit sollen Bioraffineriekonzepte neue Impulse gegeben werden, damit die gesetzten Klimaschutzziele des Bundes als auch europäischer Seite besser erreicht werden können.

Christopher Straeter vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, hielt das Grußwort und betonte das EEK.SH und 3N einen großen Beitrag mit der Veranstaltungsreihe leisten. Zum einen werde das Thema Bioökonomie für beide Bundesländer gestärkt und sichtbar gemacht, zum anderen wird eine Plattform geboten, um Akteure aus der Wissenschaft und Wirtschaft zu vernetzen und Projektideen zu entwickeln.
Die europäische als auch die nationale Bioökonomiestrategie des Bundes bilden den Orientierungsrahmen für das Handeln einer nachhaltigen Bioökonomie. Der Bioökonomierat als unabhängiges Beratungsgremium der Bundesregierung hat in seinem Impulspapier „Umsetzung der Klimaschutzziele - braucht eine starke Bioökonomie“, Anfang November auf die dringendsten Aufgaben im Bereich Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Technologische Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit hingewiesen. Der Bioökonomierat sieht dringenden Handlungsbedarf und benennt erste übergeordnete Handlungsempfehlungen. Eine Empfehlung an die Politik ist es in einer kohärenten Politik zu investieren, für stabile und politische und gemeinschaftliche Rahmenbedingungen zu sorgen und die Forschung und Innovationsförderung in Richtung einer biobasierten und nachhaltigen Wirtschaft weiter auszubauen.
Eine Bioraffinerie zeichnet sich durch ein explizit integratives, multifunktionales Gesamtkonzept aus, das Biomasse in vielfältige Rohstoffquelle für die nachhaltige Erzeugung eines Spektrums unterschiedlicher Zwischenprodukte und Produkte (Chemikalien, Werkstoffe, Bioenergie inkl. Biokraftstoffe) unter möglichst vollständiger Verwendung aller Rohstoffkomponenten nutzt; als Koppelprodukte können ggf. zusätzlich auch Nahrungs- und/oder Futtermittel anfallen, hierfür erfolgt die Integration von unterschiedlichen Verfahren und Technologien. Die Verfahrenskette der Bioraffinerie besteht im Wesentlichen aus der Vorbehandlung der Biomasse sowie der Auftrennung der Biomassekomponenten (Primärraffinerien) und nachfolgenden Konversions- und Veredelungsschichten (Sekundärraffination). (Quelle: Roadmap Bioraffinerien BMELV)

Im ersten Teil des Vortragsprogramms ging Arne Gröngröft, Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH, in seinem Vortrag „Bioraffinerien für biobasierte Produkte und Kraftstoffe“ auf die Potentiale der Zucker- und Stärkebioraffinerie (Beispiel Seitz), der Lignocellulosebioraffinerien (am Beispiel UPM Leuna) ein und erwähnte das Forschungs- und Entwicklungsprojekte wie Lignocellulosebioraffinerie KomBiChempro sowie die Fallstudie „Co-feeding of pyrolysis oil in a fossil refinery".
Dr. Stefan Meyer, Christian-Albrecht-Universität zu Kiel, stellte den Innovationsraum „Bioökonomie auf Marinen Standorten (BaMS)“ als erstes blaues Bioökonomie-Cluster in Deutschland und die Modellstandorte seiner Bioraffinerien vor.
Dr. Hermann Pengg, Ela Industriegase, ging in seinem Vortrag „Bedeutung von Wasserstoff und SNG für Schwerlastverkehr und Schifffahrt“ auf die Forschungs- und Produktionsanlage der kiwi AG (PtX-Anlage) in Werlte ein und betonte eine systemhierarische Vorgehensweise bei der Nutzung der Erneuerbare Energien im Mobilitätssektor (u. a. grüner Wasserstoff und grüner Strom).
Prof. Dr. Hinrich Uellendahl, Hochschule Flensburg, bekräftigte in seinem Vortrag „Bioökonomie in der Biogasanlage - Biogas als Baustein der Energiewende, Sektorkopplung und nachhaltigen Landwirtschaft“ die Bedeutung der Biogasanlage als eigene Bioraffinerie und die energetische Verwertung von Biomasse.
Anschließend stellte Professor Dr. Veronika Hellwig, Technische Hochschule Lübeck, in ihrem Impulsvortrag „Auf Schatzsuche in Biomasse - Stoffliche Nutzung von Reststoffen aus der Lebensmittelindustrie“ das Projekt VEREMA (Antioxidative und antibiotische Substanzen aus der stofflichen VErwertung von REststoffen der Marzipanindustrie) sowie das Anwendungspotential des sekundären Pflanzenstoffes (Polyphenole) vor.

Im Anschluss fanden sich die Teilnehmer*innen zum gemeinsamen „Netzwerken“ an Themenbezogenen Stehtischrunden ein, um sich über die vorgestellten Projekte und Ideen aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen auszutauschen, um das gemeinsame Ziel einer biobasierten und nachhaltigen Wirtschaft voranzubringen.

Zurück

Ein Projekt der FuE-Zentrum FH Kiel GmbH

Forschungs- und Entwicklungszentrum Fachhochschule Kiel GmbH