News
Rückblick: Werkstatt Wissenschaft Wirtschaft
Blaue Bioökonomie
Wirtschaftliche Nutzung von Biomasse aus dem Wasser
Christian Kliesow, Wirtschaftsförderungsagentur Kreis Plön, begrüßte am 24. Februar 2021, rund 120 Teilnehmer*innen (21 % aus der Wirtschaft, 39 % aus der Wissenschaft und 40 % Sonstige Behörden) zum Seminar zur Blauen Bioökonomie. Tabitha Bernhardt, EEK.SH führte die Teilnehmer*innen gemeinsam mit Babara Weig, KiWi durch die Veranstaltung und betonte das Ziel der Veranstaltungsreihe, den Austausch zwischen Hochschulen und Unternehmen im Land aus den Bereichen der Bioökonomie, der Sektorenkopplung wie auch die Energietische und stofflichen Nutzung aus Biomasse auch im „Wissenschaftsjahr - Bioökonomie 2020/21“ zu unterstützen und zu fördern.
In einer umfassenden Kreislaufwirtschaft gilt es die Chancen einer nachhaltigen Bioökonomie mit langer Nutzungsdauer effizient zu nutzen, sowie Risiken zu identifizieren und zu minimieren. Bioökonomie zielt auf geschlossene Kreisläufe, Bioraffinerien und Kaskadennutzung, Mehrfachverwertung und Wiederverwendung sowie Recycling von Ressourcen, einschließlich Abfall ab, und betrachtet vollständige Lebenszyklen von Ressourcen und Materialien. „Wir müssen auch Nähr- und Rohstoffe aus dem Wasser im Sinne der EU-Bioökonomie-Strategie nutzen, um unsere Wirtschaft nachhaltig zu gestalten,“ betonte Johannes Grützner vom schleswig-holsteinischen Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung in seiner Begrüßung. Schleswig-Holstein habe aufgrund seiner Standortbedingungen großes Potenzial für eine nachhaltige Bioökonomie. Dazu machte er auf eine Auswahl aktueller Förderprogramme zum Thema Bioökonomie aufmerksam.
Dr. Stefan Meyer, Koordinator „Bioökonomie auf marinen Standorten (BaMS)“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, startete die Vortragsreihe mit einer Einführung in die Blaue Bioökonomie. Die Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Rahmen des BaMS-Verbundes reichen von einem Bioraffineriekonzept für Algen-basierte Inhaltsstoffe über Salzwiesenpflanzen als Filter für nährstoffbelastetes Oberflächenwasser bis hin zur Entwicklung von Sensoren zur Überwachung von Aquakulturen. Auch das Potenzial für neue kohlenstoff-basierte Produkte für Mensch, Tier und Technik aus dem Meer sei noch kaum ausgeschöpft.
Dr. Peter Krost, Projektleiter beim Coastal Research & Management GbR, machte in seinem Vortrag darauf aufmerksam, dass die Kreislaufwirtschaft in der Realität noch nicht ausreichend angekommen sei und stellte das Forschungsprojekt „AQUATOR: Akzelerator zur Entwicklung der aquatischen Bioökonomie“ vor. Ziel des Projektes ist es, den Sektor der aquatischen Bioökonomie für Unternehmen und Start-Ups attraktiv zu machen.
Geschäftsführer der Fischaufzucht Drellborg GmbH, Andreas Hansen und Dr. Stefan Sebök von der Universität Hamburg, hielten einen Vortrag über landgestützte Makroalgenzucht, technische Konzepte und Vermarktungsmöglichkeiten. Dabei gab Herr Hansen Einblicke in die Fischaufzucht in Verbindung mit einer Meeresalgenproduktion (Palmaria und Ulva) der Drellborg GmbH, am Standort Ostenfeld. Die Produktion in der Kreislaufanlage ist auf eine medikamentenfreie, regionale und jahreszeitliche Herstellung ausgerichtet. Wegen des geringen Bodenbedarfs und der sauberen Wasserrückführung sei eine solche Anlage zudem ressourcenschonend. Die Fischaufzucht Drellborg GmbH ist zudem ein Versuchs- und Innovationsstandort der Universität Hamburg, wo biotechnologische, lichtphysiologische, molekularbiologische und biochemische Ansätze der Meeresalgenproduktion erforscht werden.
Auf Quallen als Rohstofflieferanten hat sich Prof. Jamileh Javidpour von der Syddansk Universitet in Odense spezialisiert. Sie erforscht die Nutzung der Nesseltiere als kalorienarme Speise, aber auch als Düngemittel (in entsalzter Form) und Kosmetik- oder Medizinprodukt. Kürzlich hat sie zusammen mit einem Forschungsteam aus Israel einen Nanopartikel-Filter aus Quallenschleim zum Patent angemeldet. „Quallenschleim lässt Nanopartikel verklumpen und zu Boden sinken, sodass man sie abfiltern kann. Damit könnte man in Kläranlagen oder bereits in Waschmaschinen Mikroplastik aus dem Wasser filtern“, erläutert die Professorin Jamileh Javidpour.
Nach dem Online-Seminar trafen sich einige der Teilnehmer*innen in der anschließenden „Online-Netzwerk-Lounge: Blaue Bioökonomie“ zum weiterführenden Networking.
Veranstaltet wurde die dritte Online-Veranstaltung aus der Werkstatt Wissenschaft Wirtschaft – Reihe vovom Kompetenzzentrum Erneuerbare Energien und Klimaschutz Schleswig-Holstein (EEK.SH), der Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH), der Kieler Wirtschaftsförderungs- und Strukturentwicklungs GmbH (KiWi), der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH), der Wirtschaftsförderungsagentur Kreis Plön (WFA), sowie von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Rendsburg-Eckernförde mbH & Co. KG (WFG).
Hier können Sie die Fachvorträge aufrufen:
Hier finden Sie die Pressemitteilung der EE.SH "Algen und Quallen als Rohstofflieferanten".
Hier finden Sie die Aufzeichnung der Veranstaltung „Blaue Bioökonomie – wirtschaftliche Nutzung von Biomasse aus dem Wasser“